Goliat macht gesunde Pizza und verwendet den Nutriscore.

Während Verbraucher-Organisationen weiterhin kritisieren, dass der Nutriscore nicht verpflichtend ist, drucken ihn immer mehr Hersteller auf ihre Produkte. In einem von 40 Akteuren unterzeichneten Brief an EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides forderten bereits 2020 neben dem europäischen Verbraucherverband auch Danone, Nestlé, Kaufland, Lidl und die Rewe Group die verpflichtende Einführung des Nutriscores in der EU.

Das Bewusstsein für gesunde Ernährung steigt und damit die Relevanz des Nutriscores im Lebensmittel-Marketing. Bislang kann sich jeder Anbieter von verarbeitenden Lebensmitteln selbst für oder gegen den Nutriscore entscheiden. Eine EU-weit geltende Verpflichtung scheint aber weiterhin nicht ausgeschlossen zu sein. Unter den Befürwortern einer Verpflichtung befinden sich u.a. auch die Lebensmittel-Giganten Danone und Nestlé sowie die deutschen Handels-Riesen Kaufland, Lidl und Rewe.

Während mancher Lebensmittelanbieter noch zögert, erkennen andere bereits, welche Vorteile der Nutriscore im Marketing bringt, gerade auch, wenn man Lebensmittel anbietet, die nicht ohnehin als gesund bewertet werden. Beispielsweise Nestlé und deren Tochter Wagner Pizza:

Die Fertig-Pizza muss immer wieder als Stellvertreter für ungesunde Ernährung herhalten, erfreut sich aber ungebrochen großer Beliebtheit. Das mag darin begründet sein, dass Convenience eben auch ein anhaltender Trend ist. Sich widersprechende Entwicklungen lassen sich nicht mehr nur in verschiedenen Zielgruppen finden, sie vereint auch jeder Konsument in sich. Und der Widerspruch ist viellicht, zurückkommend auf die Fertig-Pizza, kleiner, als man denkt:

Wagner hat seine Rezepturen überarbeitet und bietet Fertig-Pizzen in den Nutriscore-Klassen A, B und C. Die Nährwertbilanz der Pizzen ist damit sehr gut (z. B. Spinat), gut (z. B. Salami, Mozzarella), mindestens aber im neutralen Bereich (z. B. Peperoni) – und damit wahrscheinlich besser, als viele Konsumenten erwartet hätten.

Das ist sicher ein Gewinn für den Umsatz und das Markenimage. Vor allem ist die Wagner-Pizza aber auch ein Beleg für den Wandel, der die Lebensmittel-Industrie inzwischen erfasst hat. Nestlé betreibt hier nicht etwa Lobbyismus zur Verhinderung von mehr Transparenz, sondern geht die gesellschaftlich gewünschte Optimierung der Nährwerte an und befördert das Transparenz-Label auf EU-Ebene.

Startups, die allein von der Positionierung als David gegen Goliat leben, werden es nicht leichter haben. Goliat rührt sich.

Zurück
Zurück

Justieren Sie Ihre Position.